( Komme von Sieben, S. 1 )
Die Adresse von Stefan hatte ich schnell gefunden. Allerdings war es eine ziemlich seltsame Gegend. Fast schon unheimlich. Ich konnte mir nur schwer vorstellen, daß hier ein Freund von dem Mann wohnte. Aber die Adresse stimmte. Ich drückte auf den Klingelknopf und wartete. Es dauerte nicht lange, da kam ein ziemlich junger Mann heraus. Das mußte Stefan sein.
"Guten Tag!", grüßte ich ihn."Sind Sie Stefan? Ich habe hier Ihr Adressbuch. Sie müssen es wohl bei Ihrem Freund liegengelassen haben!", sagte ich zu ihm. "Sicher vermissen Sie es schon!"
"Schickt Guido Dich?", wollte er wissen und sah sich um, so als wenn ich gar nicht hier sein dürfte.
"Guido? Kann sein! Ich denke schon!" Ich wußte ja noch nicht, wie der Mann von der Sieben hieß.
"Komm rein!", drängte er mich und ich gab ihm das Adressbuch.
"Nicht so schnell! Jetzt wird ja wieder alles gut!"
Er riss es mir förmlich aus der Hand und zog mich in die Wohnung. "Hier für Deine Mühen!", sagte er und gab mir nun auch wieder Geld.
"Aber das ist doch nicht nötig!", meinte ich. "Ich habe es doch gerne gemacht!"
Dann hörte ich eine weibliche Stimme: "Wie süß, der erste Kurier, der kein Trinkgeld annimmt!"
Kurier? Ich verstand nicht, was das zu bedeuten hatte. Doch als ich zu der Frau sah, erstarrte ich. Vor ihr lag so etwas wie weißes Pulver. Es sah aus wie eine Line, die sie sich gerade ziehen wollte. Koks? Oh man, wo war ich denn da bloß wieder reingeraten?
"Willst Du auch mal?", fragte der Mann mich, als er nun aus dem Adressbuch einige Tütchen Koks herausholte.
"ICH? Ähm, nein!" Ich stand da wie vom Donner gerührt. Was hatte ich bloß gemacht?
"Schade, aber sag Guido, sein Stoff ist wie immer erstklassig!", sagte die Frau und zog sich jetzt eine Line.
Stoff? Das war doch alles nur ein böser Traum. Meinte er DAS etwa mit dem Job? Das konnte er vergessen.
"Also wenn Du nichts willst, dann hau ab!", riss mich Stefan aus meinen Gedanken.
Ich war froh, als er mich nun regelrecht hinauswarf. Viel sagen konnte ich nicht mehr. Dazu war ich zu geschockt. Da mußte ein Mißverständnis vorliegen, dachte ich. Aber er hatte ganz deutlich von Guido gesprochen. Sofort schaute ich in mein Handy. Tatsächlich, der Typ hieß Guido. Aber das konnte doch gar nicht sein. Ich war immer noch ziemlich durcheinander und mußte mich erstmal sammeln. Erst dachte ich, das konnte nicht sein, aber als Stefan auch noch von Guido und seinem Stoff sprach, wußte ich, daß das kein Zufall sein konnte. Zum Glück hatte ich Guidos Nummer. Dem würde ich gleich was erzählen. So ein Arsch! Wie konnte er mich nur so linken?