Guidos Pensionszimmer

Ich war sehr enttäuscht, daß Guido so reagierte. Aber hätte ich mir eigentlich auch denken können, daß er nur Geld wollte. Da hatte ich mir so Mühe gegeben und was war der Dank? Guido konnte man es aber auch nie rechtmachen. Als er mich fragte, ob er Pfandleiher sei, antwortete ich leise:

"Nein!"

und sah betreten auf den Boden. Was hätte ich auch sonst sagen sollen?
Scheiße, also war alles umsonst gewesen. Das konnte doch nicht wahrsein, dachte ich resiginiert.

So langsam kapierte er also doch.

"Na siehst Du, nur Bares ist Wahres!", grinste ich ihn an. "Klaro?"

War ja nett, daß er das ganze Gerümpel da geklaut hatte, aber für mich leider völlig unbrauchbar.

Ich seufzte.

"Das ist aber nicht so einfach!", versuchte ich ihm klarzumachen. Man, ich hatte schon soviel versucht, aber ich konnte doch auch nichts dafür, wenn gar nichts so recht klappte. "Roman hat überhaupt kein Vertrauen mehr zu mir und hat mich sogar rausgeschmissen. Ich habe behauptet ich ziehe zu Dir. Ich kann nicht nochmal auf den Strich gehen. Ok, ich kann es nochmal versuchen, aber nicht jeden Tag." Ich versuchte mich gerade total zu rechtfertigen. "Und ich habe sogar meine Eishockeyausrüstung verkauft. Was soll ich sonst noch machen? Ich habe bald nichts mehr. Wirklich, Guido, es ist nicht so einfach!", seufzte ich nochmal.

Ich hörte mir Florians Gejammer und seinen ganzen Sermon teilnahmslos an. Endlich war er fertig. Auf das Andere ging ich nicht ein.

"Ist es DOCH!", grinste ich ihn nur an und nahm mir nochwas zu essen. Dann kaute ich genüsslich weiter.
"Heute zum Beispiel könntest du´ne schöne Lieferung für mich ausfahren.", sagte ich nur und lächelte Florian süsslich an.

Jetzt kam er wieder mit seinen Drogen an. Nein, um nichts in der Welt wollte ich nochmal was damit zu tun haben.

"Ich hab Dir schon 100 mal gesagt, daß ich mit Deinen Geschäften nichts mehr zu tun haben will."

Guido grinste. "Hmhm!"

Er wußte wohl, daß es vielleicht wirklich keine andere Möglichkeit mehr gab.

"Ich krieg das Geld auch so zusammen.", sagte ich mutig, war aber innerlich schon völlig entmutigt.

Der Kleine war wirklich drollig. Er würde die Kohle doch nie zusammenkriegen. Wovon träumte er nachts? Aber wenn er meinte. Ich grinste ihn fies an und schlug dreimal mein Ei mit dem Messer auf, denn ich wollte nun in Ruhe weiter frühstücken.

"Ich drück Dir die Daumen!"

Bei Guido mußte man immer aufpassen, wie er es meinte. Besonders, wenn er so schleimig war und überfreundlich. Da war immer besondere Vorsicht geboten. Er war auf die Sache mit Roman gar nicht eingegangen. Ihn interessierte nur EINS. Dieses schleimige Grinsen. Natürlich war da auch eine versteckte Drohung drin. Besonders, als er das Ei köpfte. Bestimmt wollte er mir damit sagen, daß ich es eh nicht schaffen würde und dann wäre Schicht im Schacht. Ich war wieder total eingeschüchtert. Man, ich saß jetzt auf dem ganzen geklauten Zeug. Was sollte ich damit machen? Ok, mußte ich es halt verkaufen, um an Geld ranzukommen.

"Du wirst das Geld so schnell wie möglich haben!", versprach ich noch, sprang hastig auf und ging dann zur Tür. So schnell ich konnte rannte ich nun nach draußen wieder in Richtung Halfpipe. Ich mußte dringend nachdenken, denn der Besuch bei Guido war ja wohl´n Schuß in den Ofen gewesen.

tbc: Halfpipe

Florian war also rausgeschmissen worden. Er verlor langsam seine Freunde. Nicht schlecht, da hatte ich ihn schnell unter Kontrolle und keinen würde es interessieren, wenn ich mich mal ein wenig um ihn kümmerte. Daß er angab, bei mir zu wohnen, war gar nicht schlecht. Ich hatte ja sowieso nochwas mit ihm vor. Schließlich hatte ich die Drohung der Schwuchtel, zu den Bullen zu gehen, nicht vergessen. Und diese Lektion mußte ich ihm noch erteilen. Natürlich hatte er geglaubt, ich hätte ihm nicht zugehört, aber das hatte ich sehr wohl. Ich wollte nur bei ihm den Eindruck erwecken. Florian hatte mal wieder die Hosen voll und verließ Hals über Kopf meine Wohnung. Wenigstens hatte er jetzt kapiert, daß ich nur Bares wollte. Mal sehen, was er sich als Nächstes einfallen lassen würde. Ich war schon gespannt, dachte ich grinsend und frühstückte erstmal in Ruhe weiter.